Biowein: Wein mit dem Biosiegel
Bio ist mittlerweile kein Trend mehr, sondern eine Lebenseinstellung. Wer sich heutzutage mit Bioprodukten ernährt, möchte auch bei den Genussmitteln auf Bio nicht mehr verzichten. Während zu Beginn des Biowein-Anbaus in den 1980er Jahren noch viel Enthusiasmus sowohl beim Winzer als auch beim Konsumenten erforderlich war stammen mittlerweile einige der am höchsten bewerteten Weine aus ökologischem Anbau. Immer mehr Betriebe stellen auf den Bioanbau um und so gibt es mittlerweile eine große Auswahl. Biowein erfreut sich einer immer größeren Anhängerschaft. Nicht nur Weinkenner setzen auf den Wein mit ökologischem Hintergrund. Auch der Gelegenheitsweintrinker lässt sich immer öfter zu einem erlesenen Gläschen Wein mit Biosiegel verführen. Aber was genau unterscheidet diesen Wein eigentlich von konventionellem und was kann er wirklich?
Bio-Siegel (sechseckig) und EU-Bio-Logo (Euro-Blatt)
Was ist Biowein?
Wenn Bio mittlerweile auch beim Wein angekommen ist, stellt sich zunächst die Frage, was eigentlich unter Bio zu verstehen ist? Kurz gesagt, bedeutet Bio einfach nur, dass beim Anbau auf sämtliche Spritzmittel verzichtet wird. Bioanbauer setzen damit auf eine umweltschonende Produktion. Beim Weinanbau bedeutet das wiederum, dass Winzer weder Dünger noch Fungizide oder Herbizide verwenden dürfen. Gegen Schädlinge und Krankheiten sowie unerwünschtes Unkraut darf nichts Chemisches zum Einsatz kommen.
So leicht wie es klingt, ist der Bioweinanbau aber dann doch nicht. Denn der Anbau von Bioweinen ist weitaus komplizierter als der Anbau von herkömmlichem Wein. Weil Biowinzer nämlich auf sämtliche chemische Hilfsmittel verzichten, müssen sie vorbeugend anbauen, damit Krankheiten und Ungeziefer gar nicht erst entstehen und sich ausbreiten können. Beim Anbau von konventionellem Wein können die Winzer mit wirksamer Chemie auf Schädlinge oder sonstige Erkrankungen reagieren. Das macht sowohl Anbau als auch Herstellung von traditionellem Wein nicht nur einfacher, sondern auch viel ertragreicher.
Bioweine brauchen einen besonders grünen Daumen
Weil Biowinzer nicht die chemische Keule schwingen, müssen sie besondere Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen, die das Risiko von Pflanzenerkrankungen und Schädlingsbefall minimieren. Das tun sie, indem sie auf einen gesunden Boden setzen, für eine dichte ausreichende Begrünung sorgen und intensive Pflege des Laubs betreiben. Dazu gibt es eine ordentliche Portion Kompost als natürlichen Dünger. Zusätzliche Pflanzen werden auf freien Flächen gesät, sodass eine gesunde Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht erhalten bleiben. Weil der Anbau von Bioweinen aufwendiger ist und fast immer Ertragseinbußen mit sich bringt, sind diese Weine auch dementsprechend kostspieliger.
Anbau- und Herstellungskriterien von Biowein
Die Ausgangsstoffe, die für die Herstellung des speziellen Weins nötig sind, sollen möglichst ohne chemische Substanzen auskommen. Deshalb werden die Reben nicht mit Pestiziden behandelt. Sie erhalten ihre Energie und Power mit Hilfe anderer Pflanzen, die zusätzlich gesetzt werden neben den Stöcken. Der Boden wird mit natürlichen Mitteln gekräftigt, zum Beispiel mit Hornmist. Kräuter werden gern eingesetzt, um die Reben gegen möglichen Pilzbefall zu unterstützen.
Und auch bei der Verarbeitung im Weinkeller wird auf künstliche Substanzen und Zusatzstoffe fast gänzlich verzichtet. Biowinzer haben es auch hier schwerer, denn sie haben viel weniger Eingriffsmöglichkeiten. Einige Stoffe, wie gentechnisch veränderte Hefen, sind gänzlich verboten. Bei der Herstellung von Bio Wein ist die Qualität der Trauben maßgeblich, nicht die Tricks aus der Weinkiste.
Winzer setzen also beim Anbau von Bioweinen vor allem auf einen gut genährten Boden und gesunde pralle Reben. Dies erreichen sie ausschließlich mit dem Einsatz natürlicher Hilfsmittel und vorbeugender Bio-Maßnahmen. Zu diesen gehören unter anderem:
-Anbau von reichlich Klee, der als natürlicher Dünger wirkt
-regelmäßiger Rebschnitt, denn das kann den Unkrautwuchs minimieren
-Spritzmittel auf Kräuterbasis, die Schädlinge vertreiben
Genau das zeichnet die Qualität von biologisch produziertem Wein aus. Lohnt sich aber der Anbau und Kauf von Bioweinen wirklich?
Warum sich Biowein lohnt
Eine Kostprobe von Bioweinen lohnt sich, weil deren Herstellung für ehrlichen Weinanbau und harte Arbeit steht. Ökologischer Anbau ist Liebe zur Natur, Respekt vor der Umwelt und Leidenschaft für sauberen Weinanbau. Die Biowinzer bemühen sich, optimale Bedingungen für die Reben bereits im Vorfeld zu schaffen und ersetzen fehlende Nährstoffe nicht mit Chemie.
In Ländern mit kühlerem Klima ist Bioweinanbau noch herausfordernder. Pilze haben mehr Nährboden zum Gedeihen wegen der Feuchtigkeit. In sehr trockenen und heißen Gefilden hingegen wachsen Pilze nicht gern. In Deutschland werden fast schon 10% der Rebflächen ökologisch bewirtschaftet.
Gute Gründe, sich für Bio im Wein zu entscheiden:
-Genuss mit gutem Gefühl
Der Geschmack eines Weines ist nicht abhängig vom Biosiegel, sondern von Faktoren wie Rebsorte und Reifegrad. Trotzdem schwören Bio-Fans auf den vollen aromatischen Geschmack von ungespritzten sonnengereiften Trauben. Biowinzer leben den Umweltschutzgedanken, indem sie auf chemische Mittel verzichten und auf natürliche Weise die Ökosysteme ihrer Weinanbaugebiete schützen und pflegen. Das Gefühl, einen Wein, der im Sinne der Natur entstanden ist, zu genießen, kann einen edlen Tropfen noch delikater schmecken lassen.
-Der Wein bleibt rein
Auch Faktoren wie Gesundheit und Reinheit sprechen ganz klar für Weine aus biologischer Erzeugung. Pestizide bekämpfen schnell Schädlinge am Weinberg, löschen radikal Pilzkrankheiten aus und vernichten effektiv störendes Zusatzkraut. Erkrankte Rebstöcke können relativ zeitnah geheilt werden, sodass möglichst viel Traubenertrag umgesetzt wird und der Profit am Ende stimmt. Bioweinanbauer setzen weniger auf Massenproduktion. Sie dürfen nur einige wenige Mittel nutzen, die das Wachstum der Rebstöcke fördern. Der Einsatz von Kupfer und Schwefel darf nur in geringen Mengen erfolgen. So bleiben die Schwefelgehalte niedriger als in normalen Weinen. Gentechnik ist ebenfalls verboten. Gentechnisch manipulierte Hefen oder auch Enzyme dürfen im Herstellungsprozess von Bioweinen im Weinkeller nicht verwendet werden.
-Das Beste vom Besten
Bioweine stehen für umweltschonende Qualitätsweine. Wobei das Etikett Bio allein natürlich noch lang kein Versprechen für exquisite Qualität und besseren Geschmack sein muss. Allerdings steht das Bio-Siegel für Nachhaltigkeit, natürliche Rebstöcke sowie ungespritzte Trauben, frei von jeglicher Chemie und anderen Tricks aus dem Weinkeller. So erhalten Käufer im Idealfall die besten Weine.
-Das alles entscheidende Siegel
Bioweine tragen das EU-Bio-Siegel. Damit ein Wein dieses Siegel erhält, muss er nach den Richtlinien des ökologischen Weinbaus produziert sein. Weine mit dem EU-Bio-Siegel stehen für einen Wein, der, wenn überhaupt, nur wenige geschmacksverstärkende Stoffe enthält. Auch die Verwendung von Hefen darf nur begrenzt erfolgen, was maßgeblich den Unterschied ausmacht zwischen Bioweinen und gewöhnlichen Weinen. Einzelne Bio-Anbauverbände haben noch strengere Auflagen was die Verwendung von Hefen, Schwefel und sonstigen Zusatzmitteln betrifft.
Bio allein macht noch keinen guten Wein
Ein Wein mit dem Bio-Siegel steht dafür, dass bei seiner Herstellung auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Dünger und Gentechnik verzichtet wird. Das macht den Anbau jedoch auch komplizierter, denn Winzer müssen mehr Arbeit und Zeit investieren und gleichzeitig mit mehr Ertragsverlusten rechnen. Dieses Mehr an Aufwand rechtfertigt den Preis eines solchen Weines.
Käufer von Bioweinen können damit rechnen, dass die Weine zu mindestens 95% aus Bio-Produkten bestehen. Bioweinberge sind dicht begrünt und durchwachsen von verschiedenen Kräutern und Kleearten und beherbergen einige Nützlinge wie Spinnen, die allesamt helfen, das ökologische Gleichgewicht zu bewahren. Dies alles ist Grundvoraussetzung für ein stabiles Ökosystem, das die Reben widerstandsfähiger macht und gegen Wachstumsfeinde wappnet. Beim Bioweinanbau wird ausschließlich mit organischen und mineralischen Stoffen gedüngt. Unkraut wird nicht chemisch vernichtet, sondern der Boden stattdessen händisch oder mechanisch aufgelockert.
Bioweinanbau ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, weil er stark wetterabhängig ist und Wetter ein nicht kalkulierbarer Faktor ist. Wenn es zu nass ist, kann die ganze Ernte davon Schaden tragen und im schlimmsten Fall kaputt gehen. Mehr Feuchtigkeit fördert zudem den Pilzbefall der Reben. Das macht den Bioweinanbau so anspruchsvoll und herausfordernd. Letztlich nutzen vor allem diejenigen unter den Weinanbauern chemische Substanzen, die hohe Erträge zum Mittelpunkt ihrer Interessen machen. Wem vornehmlich jedoch die Umwelt am Herzen liegt, der entscheidet sich guten Gewissens für Biowein.
Bioweinanbau ist Vertrauen in die Natur und Achtsamkeit vor den Gesetzen der Natur. Aber nicht nur Naturliebhaber lieben den Wein mit dem Bio-Etikett. Auch immer mehr Weinexperten versuchen sich an einem Gläschen und lassen sich zunehmend von Bioweinen überzeugen.